Die Ausstellung „Traumwelt Bodensee“ zeigt nicht nur unterschiedliche fotografische Blickwinkel auf eine herausragende Landschaft im südlichsten Deutschland, sondern sie rückt vor allem fünf bedeutende Fotografen unserer Region in den Mittelpunkt, die in je eigener Weise die Fotografie als eigenständige Kunstform repräsentieren. Ob klassisch oder experimentell, ob dokumentarisch oder subjektiv, die diesjährige Sommerausstellung in Langenargen zeigt Schwarz-Weiß-Fotografien großartiger Künstler und zugleich unterschiedlichste Genres.
Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts wandelte sich die Fotografie vom Handwerk zu einer beachtenswerten Gattung der Kunst, die heute selbstverständlich Eingang in die großen Kunstmuseen gefunden hat. Die hier in der Ausstellung gezeigten Werke bezeugen die technische und gestalterische Weiterentwicklung der Fotokunst und somit auch die Spannbreite der Möglichkeiten in der Fotografie. Denn der Blickwinkel der Fotografen ist im wahrsten Sinne des Wortes verschieden. Man staunt, zu welchen Möglichkeiten der Aussage die Fotografie fähig ist. Gleichzeitig mögen sich die Besucher von der Schönheit der Bodenseeregion faszinieren lassen und mit den Augen der Fotokünstler neue Perspektiven entdecken.
Das Museum Langenargen ist glücklich, zwei der bedeutendsten Mitbegründer der Gruppe fotoform ausstellen zu können: Siegfried Lauterwasser und Toni Schneiders. Sie nahmen in den 50er Jahren eine herausragende Stellung innerhalb der künstlerischen Fotografie im Europa der Nachkriegszeit ein und entwickelten die Stilrichtung der „subjektiven Fotografie", die sich durch formale Abstraktion und ihren künstlerischen Bildanspruch auszeichnet.
Siegfried Lauterwasser, der sich als Musikfotograf, als Festspielfotograf in Bayreuth und bevorzugter Fotograf von Herbert von Karajan einen Namen gemacht hat, zählt zu den großen avantgardistischen Künstlern. Zugleich aber blieb er durchaus heimatverbunden und schuf mit Gespür für die Atmosphäre und das Licht unserer Landschaft unvergleichliche Fotos wie z.B. grandiose Naturaufnahmen des 1963 zugefrorenen Sees.
Auch Toni Schneiders, der - weitgereist - Bildberichte über viele Länder, Städte und Landschaften schuf, wollte keineswegs nur auf die subjektive Fotografie festgelegt werden. Neben seinen abstrakten Bildern hat er darum auch bezaubernde „objektive“ Landschafts- und Architekturbilder hinterlassen, die dem Auge eines sensiblen „Malers“ zu verdanken sind.
Mit Werner Stuhler begegnen wir einem Vertreter der experimentellen Fotografie. Seine Motive wie Landschaften und Wasser, Schilf und Vögel, die Stuhler in der Dunkelkammer verwandelt, sind von einprägsamer grafischer Wirkung. Der Fotokünstler arbeitet mit Mehrfachbelichtung, Negativdruck und Montagen, so dass ihm die „Steigerung des Natureindrucks ins traumhaft Surreale“ gelingt.
Franz Thorbecke und Rupert Leser gehören – wenn auch in höchst verschiedener Weise – zu den Dokumentarfotographen, die das fotografische Objekt mit geschultem Blick wahrnehmen und den gezielten Augenblick für ihre Aufnahmen wählen. Ihnen geht es um die objektbezogene bildgestalterische Kunst der Fotografie.
Franz Thorbecke, der ausschließlich vom Flugzeug aus fotografiert hat, vermittelt mit seinen Luftbildern Raumerlebnisse, die nur die Fotografie demjenigen nahebringen kann, der nicht selbst in die Höhe aufgestiegen ist und die fantastische Szenerie erleben konnte.
Rupert Leser, Bildjournalist und langjähriger Bildreporter der Schwäbischen Zeitung, erfuhr zunächst vor allem als Sportbildfotograf überregionale Anerkennung. Gleichwohl blieb er seiner oberschwäbischen Heimat verbunden und hat mit einem unverwechselbaren Gespür für Situationen und Stimmungen in künstlerisch konzipierten Aufnahmen eindrucksvolle Facetten des Bodenseeraumes und seiner Landschaft eingefangen.