Ausstellungen

Sonderausstellung 2024
 

Vor, bei und nach Goya

Experimente auf Papier von 1762 bis heute

24. März bis 3. November 2024

 

 

Zu den Gründungswerken der modernen Kunst zählt der berühmte Zyklus "Los Caprichos" (dt. "Die Launen"), den Francisco de Goya (1746–1828) zwischen 1793 und 1799 schuf. Mit diesen 80 Druckgraphiken wagte der spanische Künstler einen schonungslosen, bis heute aktuellen Blick in die menschlichen Abgründe. Goya führte zugleich die damals als Innovation gefeierte Tiefdrucktechnik der Aquatinta zu einem frühen Höhepunkt, um seine Bilder mit virtuosen Flächeneffekten inhaltlich zuzuspitzen.


Die "Caprichos" bilden deshalb den Ausgangspunkt einer ungewöhnlichen Gegenüberstellung von zwei renommierten historischen und zwei herausragenden Gegenwartspositionen: Ausgewählte Blätter von Goya, Jean-Baptiste Le Prince, Eckhard Froeschlin und Karin Brosa sollen in konzentrierter Form vor Augen führen, dass die über 250-jährige Geschichte der Aquatinta maßgeblich von faszinierenden Experimenten geprägt wurde. Zugleich möchte die Ausstellung mit über 110 Exponaten für den besonderen, oft unterschätzten Reiz von Druckgraphik sensibilisieren.

Der Franzose Jean-Baptiste Le Prince (1734–1781) wird mit subtilen Landschaften und Genreszenen als wichtiger Vorläufer Goyas vorgestellt. Er gilt als Perfektionierer der Aquatintatechnik und hat deren Eigenschaften früh zur Vollendung geführt.

Mit Eckhard Froeschlin (*1953) und Karin Brosa (*1978), beide geboren in Tettnang, werden zwei wichtige Gegenwartsstimmen unterschiedlicher Generationen vorgestellt. Sie beziehen sich ausdrücklich auf Vorbilder wie Goya und übersetzen deren Werke mit illusionistischen Elementen, Zufallseffekten und Verfremdungen ausdrucksstark ins Heute. So verblüfft Eckhard Froeschlin mit oft großformatigen Arbeiten, die anregende Perspektiven auf Kunst, Literatur, Geschichte und Gegenwart eröffnen. Seine Mappe "Tagwerk" entstand sogar in Anlehnung an die "Caprichos" und wird diesen daher auszugsweise in einem eindrucksvollen Arrangement gegenübergestellt. Brosa nutzt wiederum originelle collageartige Bildwirkungen, um sich kritisch mit aktuellen Themen wie Überwachung und Virtual Reality auseinanderzusetzen.

Zusätzlich vermitteln ausgesuchte Arbeiten von Max Klinger, Emil Schumacher, Günter Schöllkopf, Max Uhlig, Karl Fred Dahmen oder Waltraud Jammers Einblicke in die vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten der Aquatinta. Ein Raum mit Werkzeugen, Zustandsdrucken und Druckplatten rundet die Schau ab und offenbart, welch große Könnerschaft zur Herstellung von Druckgraphiken notwendig ist, wie sie in der Ausstellung gezeigt werden.

Mit der Ausstellung beschreitet das Museum Langenargen neue Wege, denn "Vor, bei und nach Goya – Experimente auf Papier von 1762 bis heute" entstand in enger Kooperation mit der Graphischen Sammlung der Universität Trier.

Zur Ausstellung erscheint ein reich bebilderter Katalog.

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Neupräsentation der Sammlung

Die neue Sammlungspräsentation reicht vom Mittelalter bis zur Gegenwart und ergänzt die Sonderausstellung mit eindrucksvollen Druckgraphiken in anderen Techniken, unter anderem von Pablo Picasso oder Edvard Munch. Auch die Sammlungsschwerpunkte können Sie neu entdecken: Das gilt vor allem für Gemälde und Druckgrafiken des berühmten Matisse-Schülers Hans Purrmann im Dialog mit meisterhaften Aquarellen seiner Frau Mathilde Vollmoeller-Purrmann. Jan Balet ist mit raren Holzschnitten und virtuosen Lithografien vertreten, und an das vielfältige Werk von André Ficus erinnert zu dessen 25. Todestag ein eigener Raum. Auch zum 300. Geburtstag das Barockmalers Franz Anton Maulbertsch sind Werke aus der Sammlung zu sehen, darunter seltene Radierungen.



Bild: Karin Brosa: virtual sky 2 (Flug der Hexen), 2022, Photopolymertiefdruck, Strichätzung, Aquatinta u. Kaltnadel, Besitz der Künstlerin (c) VG Bild-Kunst, Bonn 2023